Wie alles begann
Zu Hause! So lautet meist die Antwort auf die Frage, wo Menschen die letzten Tage, Wochen und Monate ihres Lebens verbringen möchten. Wie ist dies trotz starker Symptome, wie Schmerzen, Angst, Atemnot oder auch ausgeprägter Wunden möglich?
Hierzu hatte der Gesetzgeber bereits 2007 die Rahmenbedingungen im Sozialgesetzbuch mit dem Anspruch auf die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) geschaffen. Fortan entstanden in vielen Regionen Deutschlands Palliativstützpunkte, die diese Leistungen anboten.
Anfang 2013 war jedoch der Landkreis Verden noch ein weißer Fleck in Niedersachsen im Hinblick auf die SAPV. Was macht man also, wenn man das Recht auf diese besondere Versorgung hat, jedoch niemand vor Ort diese durchführt? Aus der beruflichen und persönlichen Erfahrung heraus erkannten Dr. Anke Hornemann und Stefan Bürger den dringenden Bedarf zu handeln.
Sie luden kurzerhand im Juni 2013 Interessierte zu einem ersten Treffen ein, mit dem Ziel, einen Palliativstützpunkt im Landkreis Verden aufzubauen. Am 27.08.2013 fand die Gründungsversammlung des „Palliativnetzes im Landkreis Verden“ statt und zum 01.01.2014 erhielt der nun eingetragene gemeinnützige Verein den Versorgungsauftrag der gesetzlichen Krankenkassen für die SAPV im Landkreis Verden.
Der 2013 gegründete Verein setzt sich seither für ein würdevolles Leben schwerstkranker Menschen in der letzten Lebensphase ein. Den zunächst kleinen Kreis mit fünf Palliativmedizinern und -medizinerinnen, zwei Pflegediensten, zwei Apotheken und den Hospizvereinen galt es nun aufzubauen und mit Leben zu füllen. 24-Stunden-Rufbereitschaft, Koordination der Versorgung, Fort- und Weiterbildungen oder das Erarbeiten des Qualitätsmanagements waren nur ein Teil der Herausforderungen, die der Vorstand gemeinsam mit den hauptamtlichen Koordinatorinnen zu meistern hatte.
So etablierte sich das Netzwerk in den folgenden Jahren und wuchs. Das ehrenamtliche Engagement des Vorstands über die Jahre hinweg wurde schließlich 2016 mit dem Achimer Ehrenamtspreis gewürdigt. Um die Qualität der Versorgung zu steigern und zukunftsfähig zu sein, traf der Vereinsvorstand 2020 einen weitreichenden Entschluss. Ein eigenes Palliativ-Team, das Kern-Team, sollte aufgebaut werden.
Von li. o.: Georg Kramann, Dr. med. Henning Hovorka, Dr. Matthias Oehm,
li. u.: Dr. med. Anke Hornemann, Stefan Bürger.
Nicht auf dem Foto abgebildet: Dietrich Hoffmann, Wolfhard König
Seit Januar 2021 betreuen und begleiten nun in erster Linie die Mitarbeiter*innen des Palliativnetzes im Landkreis Verden e.V. als besonders ausgebildete Palliativ-Care-Pflegefachkräfte unsere Patienten und Patientinnen.
Die Patientenzahl ist im Zeitverlauf kontinuierlich gestiegen. Im Zeitraum zwischen 2014 und 2021 konnten bereits über 1.000 Patienten und Patientinnen betreut werden. Die Altersspanne lag zwischen 21 und 99 Jahren.
Inzwischen ist es uns gelungen, eine flächendeckende ambulante palliative Versorgung im Landkreis Verden zu gewährleisten. Diese umfassende Versorgung sehen wir als große Bereicherung für die Betroffenen im Landkreis Verden an.
Im Laufe der Zeit zeichnet sich eine zunehmende Vielfalt der von uns betreuten Menschen ab, z. B. gibt es mehr Patienten*innen ohne Angehörige, Patienten mit einem Handicap und Patienten aus anderen Kulturkreisen. Für alle sind wir da.