Sterben, wie das ist und was in den letzten Stunden wichtig ist
Die letzte Lebensphase, die nur Stunden oder auch wenige Tage dauern kann, ist sehr individuell und zeigt die Einzigartigkeit des Menschen. Es gibt aber einige typische Anzeichen, die auf ein baldiges Versterben hindeuten. Nicht jedes dieser Anzeichen tritt unweigerlich auf und manchmal sind sie auch nur gering ausgeprägt.
Mögliche Anzeichen sind:
- Hunger und Durstgefühl verschwinden in der eigentlichen Sterbephase (Borasio 2019, 110)
- Vermehrtes Ruhe- und Schlafbedürfnis und sozialer Rückzug
- fehlende Blickfixierung, Schauen in die „Ferne“
- offener Mund, teils Speichelfluss
- Veränderung des Bewusstseins (schläfrig oder desorientiert) bis hin zum Koma
- innere Unruhe mit Nesteln, Stöhnen oder Rufen; auch Rufen nach bereits verstorbenen Menschen
- letztes Aufblühen: ganz aktiv, wach und orientiert, auch mit klaren Wunschäußerungen
- veränderte Hautfarbe, blass, bläulich oder marmoriert
- blasse Gesichtsfarbe (helles Mund-Nasen-Dreieck), Augen wirken eingefallen
- kalte Füße, Arme, Hände (schwächere Durchblutung) oder auch zeitweises Schwitzen
- Inkontinenz oder fehlende Urinausscheidung
- Blutdruck, Puls und Körpergeruch verändern sich
- veränderte Atmung (schneller oder langsam mit zunehmenden Atempausen)
Atemgeräusche, wie Rasseln, Gurgeln oder Stöhnen können auftreten. Dies hört sich für Angehörige teils bedrohlich an, macht dem Sterbenden aber keine Beschwerden.
Die Rasselatmung in der Sterbephase „wird durch kleine Mengen Schleim hervorgerufen, die sich im Kehlkopf festsetzen, weil in der Sterbephase die Muskeln erschlaffen und kein kraftvoller Hustenstoß mehr möglich ist“ (Borasio 2019, 74).
Der Moment des Sterbens gehört dem Sterbenden und wird von ihm selbst bestimmt. Das Sterben kann im Beisein von An- und Zugehörigen geschehen oder – sehr häufig – auch ganz allein.
Sie können den sterbenden Menschen auf seinem letzten Weg begleiten:
- Schaffen Sie eine vertraute Atmosphäre. Es darf normal gesprochen, ja sogar gelacht werden. Rituale können hilfreich sein.
- Achten Sie auf die Bedürfnisse des sterbenden Menschen.
- Erfüllen Sie dem Sterbenden den Wunsch, noch einmal aufzustehen, falls das möglich ist. Ansonsten vermitteln Sie Sicherheit durch leises, ruhiges Zureden.
- Reduzieren Sie die Zufuhr von Flüssigkeit und beenden Sie Infusionen.
- Sie können die Mundpflege mit einem neutralen und Mundpflegestäbchen durchführen, das Sie z. B. in ein Getränk tauchen, das die Person gerne getrunken hat. Mit dem Mundpflegestäbchen können Sie auch Zähne und Zunge vorsichtig abwischen.
- Hilfreich ist es, wenn Sie dem sterbenden Menschen den Mund befeuchten.
- Bei Unruhe können Sie Sicherheit durch leises ruhiges Zureden vermitteln oder durch das Abspielen der Lieblingsmusik.
- Entsprechen Sie dem Wunsch nach Ruhe oder Alleinsein.
- Wartet der sterbende Mensch vielleicht noch auf eine Person? Gibt es Dinge, die bisher ungesagt blieben?
- Die Körperpflege richtet sich nach den Wünschen des Sterbenden.
- Bei vermehrtem Speichelfluss lagern Sie die betroffene Person seitlich, so dass ein Abfluss entsteht. Das Absaugen des Sekretes ist für den sterbenden Menschen belastend und regt den Speichelfluss noch mehr an.
- Bei schwerer Atmung richten Sie den Oberkörper leicht auf.
- Beachten Sie die Wunschlagerung des/der Betroffenen.
- Der Hörsinn des Sterbenden bleibt bis zuletzt erhalten.
- Trotz Schlaf oder Koma können Sie dem Sterbenden sagen, was Sie ihm mitteilen möchten.
- Und zuletzt: Nicht jeder sterbende Mensch mag es, wenn Sie die ganze Zeit bei ihm bleiben. Verlassen Sie zwischendurch ruhig einmal den Raum.
Wenn Herzschlag und Atem aufgehört haben, ist der Tod eingetreten.
- Lassen Sie diesen besonderen und einzigartigen Moment auf sich wirken.
- Lassen Sie sich Zeit für Ihren persönlichen Abschied.
- Alle Ihre Erinnerungen, Gedanken und Gefühle haben Zeit und Raum.
- Alles, was Ihnen an Emotionen in Ihrer Trauer begegnet, dürfen Sie zulassen.
- Achten Sie auf sich, was Ihnen guttut.
- Rituale können hilfreich sein.
- Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie diese wünschen.
- Verständigen Sie den Arzt, damit er den Totenschein ausstellen kann. Wenn es Nacht ist, können Sie auch bis zum nächsten Morgen warten.
- Sie dürfen den Verstorbenen berühren, z. B. die Augenlider schließen, die Zahnprothese einsetzen oder die Hände zusammenlegen.
- Es kann Ihnen aber auch unangenehm sein, mit dem Verstorbenen alleine zu sein.
- Wer möchte sich von dem Verstorbenen noch verabschieden? Auch Kinder dürfen dies selbstverständlich tun, sie sollten jedoch nicht gedrängt werden.
- Der/die Verstorbene darf bis zu 36 Stunden in der Häuslichkeit bleiben. Mit dem Bestatter können Sie die nächsten Schritte besprechen.