Hilfe für Betroffene und Angehörige
Hier finden Sie Anregungen und Tipps, die Sie im Umgang mit dem Patienten/der Patientin, auch beim Auftreten eventueller Krisensituationen, unterstützen. Oftmals sind es die kleinen Dinge, die in schwierigen Momenten Großes bewirken können. Dazu gehört z. B. die Verwendung bunter Bettwäsche anstatt von weißen Bettbezügen. Warum? Auf bunter Bettwäsche sind z. B. Blutflecken oder Körpersekrete weniger sichtbar als auf weißer.
Die wichtigsten Symptome/Anzeichen mit Hinweisen, was Sie tun können, sind im Folgenden alphabetisch geordnet. Fragen Sie uns, wenn Sie unsicher sind.
ANGST
Das können Sie tun: Lassen Sie den Betroffenen nicht allein. Körperliche Kontakte durch Hand halten oder leichte Berührungen können beruhigend wirken, wenn sie erwünscht sind. Versuchen Sie herauszufinden, ob der/die Betroffene körperlichen Kontakt wünscht. Gespräche können beruhigend wirken und Vertrauen schaffen. Beruhigend wirken auch Entspannungstechniken, z. B. Atemübungen.
Nutzen Sie die Hilfe/Begleitung durch die Hospizdienste. Nutzen Sie – wenn der/die Betroffene es mag – Duftöle mit beruhigender Wirkung, z. B. Lavendel-, Orangen oder Kamillenöl. Sie können damit auch Waschungen oder Massagen durchführen. Ggf. können Medikamente nach ärztlicher Anordnung und nach Bedarf verabreicht werden.
Mögliche Anzeichen:
Der Patient/die Patientin hat Herzrasen, ein Engegefühl in der Brust, ein Kloßgefühl im Hals, kalte und feuchte Hände, Mundtrockenheit. Er/sie wirkt ruhelos, zittert und/oder schwitzt.
APPETITLOSIGKEIT
Das können Sie tun:
Wichtig ist, dass Sie den Betroffenen nicht zum Essen zwingen. Essensverweigerung sollte stets akzeptiert werden, denn die Bedürfnisse des Betroffenen stehen immer im Vordergrund! Hier gilt der Leitsatz: Wir sterben nicht, weil wir aufhören zu essen und zu trinken, wir hören auf zu essen und zu trinken, weil wir sterben. (Cicely Saunders)
Bereiten Sie kleine Portionen zu, die den Vorlieben des Patienten entsprechen. Richten Sie das Essen appetitlich an, denn „das Auge isst mit“. Nehmen Sie das Essen gemeinsam ein. Das schafft Normalität. Appetitanregend wirken Wein und Bier, was Sie gerne in kleinen Mengen anbieten können.
Achten Sie auf Gewürze. Diese können bei einer Veränderung des Geschmackssinnes störend oder angenehm sein. Bieten Sie kleine Zwischenmahlzeiten an, z. B. Nüsse, Obst oder Schokolade. Auf Wunsch können Sie das Essen mit Butter/Sahne anreichern. Bieten Sie Smoothies oder andere Trinknahrung an.
Mögliche Anzeichen:
Der Patient/die Patientin hat kein Verlangen nach Essen und möchte nur sehr wenig oder gar kein Essen zu sich nehmen. Beim Anblick des Essens stellt sich Ekel ein.
Bei Schwerstkranken nimmt der Appetit ab, das Hungergefühl wird weniger. Bei einer Krebserkrankung kann durch Stoffwechselveränderungen sowie durch Medikamente oder Therapieanwendungen der Appetit gestört sein. Geschmacksveränderungen können als Nebenwirkungen von Medikamenten oder nach einer Bestrahlung oder einer Chemotherapie auftreten.
ATEMNOT
Das können Sie tun: Bewahren Sie Ruhe. Bleiben Sie beim Betroffenen. Sprechen Sie mit ihm/ihr klar und ruhig. Damit vermitteln Sie ihr/ihm gegenüber Sicherheit. Körperkontakt kann ebenfalls beruhigend wirken. Eine Sauerstoffgabe ist meistens nicht erforderlich. Sorgen Sie für frische Luft. Öffnen Sie ein Fenster oder nutzen Sie eventuell einen (Hand-)Ventilator. Wenden Sie Atemtechniken an, die evtl. erlernt wurden, z. B. die Lippenbremse oder die Kutscher-Haltung. Entfernen Sie enge Kleidung. Helfen Sie dem Kranken, ruhiger zu atmen. Atmen Sie gemeinsam mit dem Betroffenen und versuchen Sie Ihren ruhigen Atemrhythmus auf den Patienten/die Patientin zu übertragen. Hilfreich ist auch eine atementlastende Positionierung, indem Sie z. B. den Oberkörper des Patienten hoch lagern.
Mögliche Anzeichen: Der/die Betroffene hat Angst und wirkt unruhig. „Atemnot erzeugt Angst, diese verstärkt die Atemnot, wodurch sich die Angst vergrößert – und so weiter“ (Borasio 2019, 72). Sie hören pfeifende Atemgeräusche oder ein Keuchen. Die Atmung ist schnell, flach oder vermindert. Der Patient/die Patientin ist sehr blass, hat blaue Lippen und kann nicht sprechen. Auch Kaltschweißigkeit kann auf Atemnot hinweisen.
JUCKREIZ
Das können Sie tun: Verzichten Sie beim Waschen und Duschen auf parfümierte Pflegeprodukte. Verwenden Sie stattdessen PH-neutrale Produkte. Verwenden Sie rückfettende Lotionen zum Eincremen mit einem Urea-Anteil von max. 5 Prozent. Bieten Sie dem/der Betroffenen ausreichend Flüssigkeit an.
Kühlen Sie die betroffenen Bereiche und vermeiden Sie Überwärmung. Vermeiden Sie, dass die Patientin sich kratzt. Verwenden Sie Baumwollbekleidung für den Patienten.
Mögliche Anzeichen: Beim Juckreiz handelt es sich um ein schwerwiegendes Symptom. Die Haut ist trocken und gerötet. Sie kann Kratzspuren, Krusten oder Entzündungen aufweisen. Der Betroffene hat das ständige Bedürfnis, durch Kratzen oder Reiben den Juckreiz zu stillen. Unruhe kann auftreten.
MUNDTROCKENHEIT
Das können Sie tun: Führen Sie eine regelmäßige Mundpflege durch. Verwenden Sie nur weiche Zahnbürsten. Führen Sie eine Mundspülung mit dem Lieblingsgetränk durch (Befeuchtung). Sorgen Sie für eine feuchte Raumluft.
Pflegen Sie die Lippen mit fetthaltigen Inhaltsstoffen. Das Lutschen von gefrorenem Lieblingsobst/Eiswürfeln oder von Lutschern oder Bonbons kann helfen. Nutzen Sie zur Befeuchtung Mundpflegestäbchen, die Sie zuvor in das Lieblingsgetränk des Patienten getaucht haben.
Mögliche Anzeichen: Der Patient/die Patientin hat Probleme beim Schlucken und Kauen von festen Nahrungsmitteln. Er/sie hat spröde Lippen, eine spröde oder belegte Zunge.
SCHMERZEN
Das können Sie tun: Deckt sich die Wahrnehmung der Anzeichen für Schmerzen? Tauschen Sie sich mit Ihren Angehörigen aus. Entlasten Sie die schmerzenden Stellen durch gezieltes (Unter-)Lagern und Polstern. Nutzen Sie bei Bedarf eine physiotherapeutische Anwendung. Verabreichen Sie Schmerzmittel nach ärztlicher Anordnung.
Sorgen Sie für Ablenkung, z. B. durch Musik, Gespräche oder Fernsehen. Überprüfen Sie, ob die richtigen Hilfsmittel (Pflegebett, Toilettenstuhl, Rollstuhl etc.) genutzt werden oder ob diese möglicherweise die Schmerzen mit verursachen.
Mögliche Anzeichen: Sie vernehmen Stöhnen, Jammern, Weinen, Schwitzen oder Fluchen. Der Blick des Patienten/der Patientin ist traurig, die Zähne sind zusammengebissen, die Körperhaltung (das Gesicht) wirkt verkrampft. Der Patient/die Patientin zeigt ein aggressives, gereiztes Verhalten. Er/sie leidet unter Appetitlosigkeit (Kap. 5.2) und/oder Schlafstörungen.
UNRUHE
Das können Sie tun: Entspannungsübungen können helfen. Sorgen Sie für eine maßvolle Bewegung ohne den Patienten/die Patientin zu überfordern. Sorgen Sie für Gesellschaft. Setzen Sie sich ruhig ans Bett. Das vermittelt dem Patienten das Gefühl, nicht allein zu sein. Auch das Hören einer vertrauten Stimme beruhigt.
Zeigen Sie Ihre Zuwendung. Sorgen Sie für eine vertraute Atmosphäre, z. B. mittels Musik, Kissen etc.. Greifen Sie Rituale auf, die dem Patienten vertraut sind.
Mögliche Anzeichen: Der Patient/die Patientin läuft herum, nestelt, unternimmt immer wiederkehrende Bewegungen. Sie/er leidet unter Schlaflosigkeit, Anspannung. Die Gedanken kreisen. Der Patient stöhnt oder ruft.
ÜBELKEIT / ERBRECHEN
Das können Sie tun: Vermitteln Sie Ruhe und respektieren Sie die Wünsche Ihres Angehörigen. Bieten Sie leichte Kost, wie z. B. Kartoffelpüree oder eine leichte Suppe an. Eventuell hilft auch Salzgebäck. Sorgen Sie für frische Luft. Bieten Sie Flüssigkeit an, eventuell helfen auch gefrorene Fruchtstücke oder Eiswürfel.
Vermeiden Sie störende Gerüche. Eine aufrechte Haltung beim Essen und auch 30 Minuten danach ist wichtig. Verabreichen Sie Medikamente nach ärztlicher Anordnung.
Mögliche Anzeichen: Der Patient/die Patientin weist einen vermehrten Speichelfluss auf, berichtet über ein unangenehmes Gefühl im Oberbauch. Er/sie verspürt Druck oder hat ein Krampfempfinden unterhalb des Kehlkopfes bis hin zum Brechreiz ggf. Erbrechen.
DAS WOHL DER ANGEHÖRIGEN
Als Zu- und Angehörige leisten Sie so viel Wertvolles! Vergessen Sie auch Ihre Gesundheit nicht und vermeiden Sie Erschöpfung oder Überlastung.
Mögliche Anzeichen: Sie sind andauernd müde und/oder leiden unter Schlafstörungen, Energiemangel, Magenschmerzen. Sie haben zuckende Augenlider. Sie sind gereizt oder haben Konzentrationsschwierigkeiten.
Das können Sie tun: Hören Sie auf Ihren Körper und teilen Sie sich Ihre Kräfte ein. Gönnen Sie sich Pausen, auch am Tag. Nehmen Sie Hilfe von Freunden, Familienangehörigen, vom Pflege- und vom Hospizdienst an. Setzen Sie sich realistische Ziele. Nehmen Sie sich Zeit für schöne Dinge. Was sind Ihre Kraftquellen? Wäre ein Tagebuch hilfreich?